Anmerkung: Wir wurden des öfteren nach der Predigt vom Tag der Franken gefragt. Hier ist sie.
Das Folgende war unsere Vorlage, es gilt jedoch das gesprochene Wort. Die Absätze mit + waren von Claudia Nowak, die anderen von Thomas Prusseit.
Grundsätzlich hat uns das Ganze sehr viel Spaß gemacht, und wir danken sehr allen Beteiligten
– denn nur durch die Mischung aus der Musik, dem Gesang, den Texten konnte es so ein schöner Gottesdienst werden!
Tradition Zukunft Heimat
Tradition
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Schwestern und Brüder,
ich muss bekennen ich bin gebürtiger Oberfranke aus Bamberg
+ und ich stammt aus Nürnberg, des licht in Mittelfranken.
Und die Menschen hier in Unterfranken sind besonders und sparsam, das merkt man schon an der Sprache,
wie mers in der Lesung ghört ham:
dann tät ich mich ganz besonders freu, wenn ihr mit dera Einstellung zamhalt.
Die Menschen hier lassen die Endung weg. „Freu“
Sacht amal alle „Freu“.
+ Wie schö is des, wenn Franken zamkomma. Selbst wenn mir unterschiedlichst sind – jede und jeder mit seiner eigenen Sprach. In Aschaffenburg red ma ja ganz anners als in Kulmbach. Aber des is wurscht. Mir verstehn uns.
+ Und hier in den Haßbergen ist es nochmal ganz besonders:
weil die traditionelle Endung is ned -la oder -le, sondern lich. Bei uns gibt es Körblich und Lichtlich und Brödlich.
Und die Oma bsucht man ned, wie in Nämberch, sondern geht nauf die Omma.
Da gibt’s den Maa und den Mee.
Also „den Main“ für alle nicht-Franggn.
Und Hassfurt selber ist ja für einen Bamberger ganz schwierig, weils da schier so was wie Vorurteile gibt, wie zwischen Fürth und Nürnberg. Aber mein Lieblingskrimi Autor wegen den Unterfränkischen Kulturtagen war ich diese Woche bei einer Lesung von ihm, der hat Haßfurt zur Hauptstadt von Franken erklärt. Heut ja auf alle Fälle. Und ich fühl mich hier wohl.
+ Und was hier in der Gegend aa b’sonders ist, sind die Haufen Schlösser – da hat quasi jede Ortschaft eins, oder eben a Burg (-ruine). Des is hier Tradition. Oder des is, weil da gabs ja auch den Bauernkrieg.
Und hier an der Ritterkapelle sind die Wappen von 340 fränggischen Rittergeschlechtern angebracht. Alle ziemlich unterschiedlich.
Jede Gegend von Franken hat a andara Sprach…
+ Und in jeder Gegend schmecken die Bratwürste anders.
Bei uns in Nbg sind sie ja am besten ;- ) und kurz – die drei im Weggla.
Und in Bamberch sind sie eher mittelgrob und im Vergleich zu Westmittelfranken echt dünn. Und wie sie in Haßfurt schmecken, des könnt ihr nacherd bestimmt ausprobiern.
Und ihr habt in der Kirche ganz andere Traditionen, wie mir.
+ Des sieht man ja schon an der Ritterkapelle. Des is a Marienkirch. Sowas habt Ihr blouß, wenn se vorher katholisch war. Wie in Königsberch hier um die Eckn.
Jedenfalls, die Maria, hier hinter mir ist um das Jahr 1480 entstanden.
Und die ältere Pieta auf der Rückseite um 1400.
Und dann feiern wir hier Patrozinium am 8. September, dem Geburtstag von Maria. Und zu der Ritterkapelle sind die Menschen gepilgert, weil sie hier so viel Gebetserhörungen erlebt ham.
Heut pilgern mir eher zum Kreuzberg, oder nach Vierzehnheiligen.
Sowas habt ihr Protestanten net.
Doch des ham mir a. A bissala anders, aber pilgern gibts. Und mir halten hier wunderbar zam.
+ Und egal, wie unterschiedlich mir sind in unserer Sprach und mit den je eigenen Traditionen.
Des wichtigste is: Mir halten zam.
Schon allaans wechn der Tradition.
A die andern ham ihre guten Seiten, selbst wenn mir die Bratwürscht, oder des Bier aus der Nachbarschaft net so gut schmeckt, wie des, des ich vo daham gewöhnt bin.
Zukunft
Der Paulus schreibt an die Philipper: Natürlich kann mer ehrgeizig sei, aber des derf net zu än Wettstreit wer. Und denkt dran: Aa die annern hamm ihr guta Seitn, des kann mer gar net hoch genug eischätz.
Wir gehen mit einer kunterbunten Kirche in der sich Pippi Langstrumpf wohl fühlen würde seit 2 Jahren neue Wege und erreichen a Haufen Leut.
+ Ka 500 wie in Coburg, aber nach Königsberch auf die Burg sind a scho über 100 gekommen. Große, Kleine, Helle, Dunkle, Menschen mit und ohne Beeinträchtigung. Und an Fasching warn mir a a Haufen.
Fasching in Haßfurt – legendär
+ 11 Weiße Hasen – Die Stadthalle 5 x voll + Pfarrfasching
Und Schaggalagga auf der andern Mainseiten. Beruhigt euch!!
+ Und mir ham noch mehr Zeuch, wasses früher ned gebn hat: im August feiern mir an CSD (Christopher Street day), und in der Ritterkapelle hier gibt es 2x im Jahr ein ökumenisches Taizegebet – da herrscht a bsondere Stimmung!
Traditionen sind wie Straßenlaternen. Nur Besoffene halten sich daran fest.
Und dass so a Straßenlampen a Licht gibt ist wichtig. Und wenn Menschen alle Traditionen über Bord schmeißen wird es schwierig und teuer.
+ Stell der vor es würden noch mehr Menschen aus der Kirche austreten.
Dann würde der Werteverlust in unserer Gesellschaft noch größer werden
und das ehrenamtliche Engagment würde abnehmen.
Die Nächstenliebe würde verlieren und der Individualismus noch mehr zunehmen.
Des sach ich ned bloß so, weil ich von der Kerng bin. Des sacht die Wissenschaft aa. – Obwohls ja logisch ist, find ich.
Und noch a mal zur Zukunft
So a Professor aus Viereth-Trunstadt – des is a bissala den Maa naufwärts, der Heißt Michael Herbst sacht auf die Frage: Wie sieht die Kirche der Zukunft aus?
Herbst: Eine seriöse Antwort kann man geben: Anders. Wir erleben gerade Um- und Abbrüche – in sich beschleunigendem Tempo. Lang Vertrautes verschwindet. Der Wirtschafts-Nobelpreisträger Daron Acemoğlu spricht im Blick auf unsere Gesellschaft von den »Geburtsschmerzen eines neuen Modells« (FAZ, 10.12.24, 18). Das trifft es: Schmerzen, aber Geburtsschmerzen. Weh tut es trotzdem.
Ich habe gelesen, dass an Ostern diesen Jahres 10.384 Erwachsene in der katholischen Kirche in Frankreich getauft wurden. Es ist die höchste Zahl seit Beginn der entsprechenden Aufzeichnungen durch die Französische Bischofskonferenz vor 20 Jahren. Auch die Zahl der an Ostern getauften Jugendlichen war mit 7.404 mehr als doppelt so hoch wie 2023. Der Taufunterricht, das Katechumenat dauert in der Regel 2 Jahre. Es handelt sich also nicht um eine Eintagsfliege.
Und der sacht auch, wie wichtig trotz all der Ehrenamtlichen die Profis sind. Bei uns ist in 5 Jahren nur noch die Hälfte der Pfarrer im Dienst. Fachkräftemangel. Die geburtenstarken Jahrgänge gehen in Ruhestand.
+ Des is bei uns genau des gleiche. Des heißt:
Tradition behalten wollen und Zukunft gestalten, dass Kirch und Gemee trotzdem Heimat bleiben, des ist unser Herausforderung. Da müssmer allle zamarbeiten: die Hauptberuflichen und die ehrenamtlich Engagierten.
Mir können die geistlich-theologische Ebene bieten und die Ehrenamtlichen begleiten. Und die Gemeinden gestalten ihr Gemeindeleben so, dass es ihnen Heimat bleibt. Mit aweng mehr Blick übern Tellerrand: brauchen mir wirklich immer en Pfarrer dabei? Was machn denn die in die Dörfer um uns rum? Vielleicht könnt mer ja mal was zam machn?!
Der Paulus schriebt ja a: Wenn euch des Mut macht, ä Trost is und wenn unnern Herrgodd sei Geist euer Gemeinschaft stärkt und für Mitgefühl und Barmherzigekit unterenander sorgt. dann tät ich mich ganz besonders freu, wenn ihr mit dera Einstellung zamhalt, aa wenns ämal schwerfällt.
+ Arbeitet mit anderen Gemeinden in der Region zusammen,
so dass niemand alles tun muss,
viele manches zusammen tun
und alle zusammen in der Region vieles für unterschiedliche Menschen anbieten können. Dann bleibts Heimat.
A wenns schwer fällt, oder grad wenns schwierig ist. Wenn ans g‘storm ist in einer Familie, dann hält man im Normalfall ja a zam.
+ Also, wenn mir gut in die Zukuft gehen wollen, dann müss mer zamhalt!!
Heimat
Ich denk mir, manchmal wissen wir unsere Fränkische Heimat mit ihren Besonderheiten, Leckereien und der Landschaft gar net genügende würdigen und wertschätzen. Dabei ist es bei uns so lebenswert.
+ Ich hab eine schöne Geschichte gehört:
Ein Mainfranke sitzt gemütlich am Main und schaut in die Weinberge.
Da setzt sich Gott neben ihn und macht das Gleiche.
Nach einer Weile nimmt der mein Franke seinen ganzen Mut zusammen und fragt: Gott, was machst du bei uns in Mainfranken?
Und Gott antwortet: „HomeOffice, mein Sohn, HomeOffice.“
Ja, der liebe Gott fühlt sich wohl bei uns. Und mir können die Kirche öffnen, damit andere Menschen des spüren, dass er sie liebt, so wie sie sind.
+ Des fänd ich gut, wenn mir es schaffen den Menschen Heimat zu bieten.
Dass sie spüren: es ist gut hier zu leben.
Die Sprach zu lernen.
Und die Gepflogenheiten und Werte.
Und da gehören auch solche Werte dazu wie Mitgefühl und Barmherzigkeit.
Und dass man eben net nur an sich denkt.
Mir Haßfurter ham unner Pfarrfest, das traditionell heut wär, aa um a Wochen verschoben.
Wer bloß an sich denkt, der iss aufm falschn Weg. Euch alla solls gut geh, alla, ohne Ausnahma. Nämmt euch ä Beispiel an Jesus Christus. So schauts aus sacht der Paulus!
+ Deswegen geht’s darum, dass mir zamhalten!
Amen Schwester