Von dem großen Mönchsvater Antonius wird folgende Geschichte erzählt.
Antonius war eines Tages mit seinen Mitbrüdern zusammen – nicht zum Gebet, nicht zum Gottesdienst – sondern einfach nur zum geselligen Beisammensein mit einem netten Plausch. Da kam ein Jäger des Weges und sah die Mönche. “Da sieht man es wieder einmal, typisch Mönche, stehen faul herum und tun nichts”, so die Reaktion des Mannes. Antonius kam mit ihm ins Gespräch und forderte ihn auf, seinen Bogen zu spannen. Der Jäger gehorchte. “Viel zu wenig!” rief Antonius, “noch mehr spannen!” Der Jäger folgte ein zweites und drittes Mal der Aufforderung des Mönchsvaters; dann sagte er: “Wenn ich jetzt noch mehr spanne, dann bricht der Bogen.” “Genauso ist es auch mit den Menschen”, sagte Antonius. “Wenn seine Kräfte zu sehr angespannt werden, dann zerbricht er. Er muss immer wieder entspannen, um anspannen zu können.”
Impuls
“Ich muss entspannen, um anspannen zu können.” Das bedeutet: ich muss manchmal der Maria in mir Raum geben und dann wieder der Marta; ich brauche die Kontemplation, um dann wieder aktiv zu werden. Beidem in einem ausgeglichenem Maß gerecht zu werden, ist die Kunst des Lebens; neudeutsch spricht man von “Work-Life-Balance”, oder biblische ausgedrückt: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.
Fragen
– Gönne ich mir Zeit für mich?
– Plane ich mir Phasen der Entspannung in meinen Tages- oder Wochenablauf ein?
– Überspanne ich manchmal meinen “Lebensbogen”?